ALK hat Bedenken gegen Kurbad-Entscheidung

Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) will den für Donnerstag (10. April) geplanten Beschluss des Stadtparlaments zu einer Sanierung des Kurbads vertagen. Dies sei der falsche Zeitpunkt, erklärte die ALK-Fraktionsvorsitzende Dr. Hedwig Schlachter unter Hinweis auf die derzeit laufenden Gespräche der Fraktionen über Einsparmöglichkeiten im städtischen Haushalt.

Kurbad Königstein


Bei diesen Gesprächen müsse alles auf den Tisch, forderte die Fraktionsvorsitzende. Wenn aber die Sanierung vorab beschlossen sei, so könne dieser Komplex eben so wenig auf die Streichliste wie der unlängst für die kommenden 16 Jahre beschlossene Zuschuss von jährlich 15.000 Euro für die Jugendarbeit des Tennisclubs. Wenn man den Haushalt der verschuldeten Stadt Königstein sanieren wolle, dann müsse aber alles auf den Prüfstand, dann dürften vorab nicht unumkehrbare Fakten mit erheblichen Auswirkungen auf die städtischen Finanzen geschaffen werden. Denn sonst blieben für die Debatte nur andere Objekte und eine drastische Anhebung der Grundsteuer.

Auch die ALK würde das Kurbad erhalten

Wenn die Stadt das Kurbad finanziell stemmen könnte, würde auch die ALK das Bad erhalten, unterstrich Schlachter. Die Entscheidung sei jedoch extrem schwierig und habe weitreichende Folgen für die Situation der finanziell klammen Stadt Königstein. Deshalb sei ein Aufschub sinnvoll, bis man sich auf ein Konzept für Streichungen und Steuererhöhungen verständigt habe, meinte Schlachter. Die Kosten der Sanierung seien nur eines der Probleme. Ob es bei den errechneten neun Millionen Euro bleiben werde, stoße nach den Erfahrung mit dem Haus der Begegnung nicht nur bei der ALK auf erhebliche Zweifel. Hinzu komme, dass das Kurbad während der Sanierung möglicherweise 16 Monate geschlossen werden müsse. In dieser Zeit werde das neue Hallenbad in Oberursel eröffnet und das Kurbad müsse sich mühsam seine Marktanteile zurückerkämpfen. Ob nach einer Sanierung die Besucherzahl tatsächlich wie erhofft steige, sei fragwürdig.

Größtes Problem sind die jährlichen Betriebskosten

Das größte Problem seien aus Sicht der ALK die jährlichen Betriebskosten, deren Defizit von der Stadt abgedeckt wird. Seit der Eröffnung des Bades im Jahr 1977 habe sich der Verlust der städtischen Kur GmbH bis Ende 2012 auf insgesamt 30,9 Millionen Euro summiert, hat der ALK-Finanzexperte Berthold Malter anhand der offiziellen Zahlen errechnet. Zu Beginn der achtziger Jahre hätten sich die Verluste in Euro umgerechnet um jährlich eine Million bewegt. Höhepunkt war das Jahr 2004 mit einer städtischen Finanzspritze von 1,4 Millionen, Geld, das der Stadt anderenorts fehlte, so Malter. Zwischen 2003 und 2007 hätten die Fehlbeträge Jahr für Jahr deutlich über 1,2 Millionen gelegen. Inzwischen pendelten die jährlichen Fehlbeträge um 700.000 Euro.

Dieser Zuschuss soll nach den Kalkulationen des Magistrats nach einer Sanierung auf 477.000 Euro pro Jahr zurückgehen. Dies solle erreicht werden durch die Einsparung von Energie, deutlich höhere Einnahmen aus Eintrittsgeldern (Bad +49%, Sauna +25%) sowie fünf Prozent mehr Besucher im Bad und zehn Prozent mehr in der Sauna. Blieben aber die Eintrittspreise auf dem aktuellen Niveau und kämen nur so viele Besucher wie derzeit ins Kurbad, so müssten zu dem kalkulierten Zuschuss weitere 550.000 Euro draufgesattelt werden und der Zuschuss würde wieder auf mehr als eine Million steigen.

Bei dem städtischen Zuschuss von bislang insgesamt knapp 31 Millionen Euro wurde keine Verzinsung berechnet. Würde man dies aber mit einem durchschnittlichen Zinssatz von vier Prozent für die Zeit seit 1977 tun, so kämen weitere knapp 35 Millionen Euro hinzu, die finanzielle Belastung für die Stadt Königstein liege dann rein rechnerisch bei insgesamt knapp 66 Millionen Euro. Malter stimmte ausdrücklich der SPD-Ortsvorsitzenden Dr. Seewald zu, die im Verlauf der Debatte des Haupt- und Finanzausschusses am vergangenen Donnerstag gesagt habe, eigentlich könne sich Königstein das Kurbad nicht leisten. Allerdings habe die SPD dann in der anschließenden Abstimmung für die Sanierung votiert, bedauerte Malter. (8.4.2014)

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