Wird die Kita am Hardtberg Königsteins BER?

Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein beobachtet das Baupro­jekt Kindergarten am Hardtberg mit steigender Besorgnis. Der jüngsten Pressemittei­lung des Rathauses zufolge werde der Neubau der Kita nun um die 13 Millionen Euro kosten und ein Einzug der Kinder sei erst im Frühjahr 2024 in Sicht.

Auf dem Baugrundstück für die Kita ist seit März 2021 außer dem Bauschild nichts zu sehen

Es sei erschreckend, mit welcher Geschwindigkeit die Kosten in die Höhe schnellen und der Fertigstellungstermin immer weiter nach hinten verschoben werde. Und dies sei nicht allein den allgemeinen Baukostensteigerungen und der Inflation geschuldet.

Es zeichne sich damit ab, so ALK-Fraktionsvorsitzende Runa Hammerschmitt, dass der Kindergarten nicht mehr unter Bürgermeister Helm (CDU) fertig werde und er seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin ein unerfreuliches Erbe hinterlassen werde.

Jahrelanges Planungs-Wirrwarr

2015, als die Stadt sich anschickte, Baurecht auf dem Hardtberg zu schaffen, rechnete Bürgermeister Leonhard Helm noch mit einem Baubeginn im Jahr 2016. Bei einer damals erhofften 18-monatigen Bauzeit hätte die Eröffnung demnach schon im Sommer 2018 stattfinden sollen. Leisten könne sich die Stadt das Projekt auch, so die damalige Aussage, weil nicht sie als Bauherrin auftrete, sondern der Grundstücks­eigentümer, von dem man den Kindergarten dann schlüsselfertig übernehmen und anmieten würde.

In seiner Broschüre zur Bürgermeisterwahl 2018 verkündete Helm schließlich, dass, wenn „von einer städtischen GmbH gebaut würde, der Kindergarten bereits 2019 seinen Betrieb aufnehmen könnte“.

Bei der Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrags im August 2019 wurden Kosten von „nur“ rund 5 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Als im September 2020 der inzwischen wiedergewählte Bürgermeister sowie der Geschäftsführer der Königsteiner Grundstücks- und Verwaltungs-GmbH pressewirk­sam ihre Unterschrift unter den Bauantrag setzten, war der Planungsstand, dass der städtische Eigenbetrieb den Neubau realisieren werde und - so die Auskunft der Stadt - der Kindergarten bis zum Ende der Sommerferien 2022 in Betrieb gehe. Der Sommer 2022 geht zu Ende, aber auf dem Baugrundstück ist außer dem vor eineinhalb Jahren aufgestellten Bauschild nichts zu sehen.

Kostenexplosion mit verbrauchten Argumenten begründet

Grund für die Kostensteigerung seien laut Rathauschef Helm unter anderem der Wunsch nach einem „energetischen Top-Niveau“ des Neubaus, zusätzlich beschlossene Parkplätze sowie eine angesetzte Baukostensteigerung von 10 Prozent. Helm führt an, dass der Neubau ursprünglich als „normale Kita“ geplant gewesen sei.

Viele der genannten Argumente seien nicht neu. So sei schon 2010, als der Neubau des städtischen Kindergartens zunächst in der Eppsteiner Straße entstehen sollte, die Rede von „Passivhaus-Standard“ gewesen, erinnert Hammerschmitt. Die Umgestaltung der Parkplätze sei bereits im Januar 2021 mitgeteilt worden, und zwar: „entsprechend seinen Vorstellungen [des Bürgermeisters] und einem Beschluss des Magistrats“. Auch beim Spatenstich im November 2021 galt Passivhaus-Standard, es sollte die „größtmögliche Photovoltaikanlage“ auf das Dach und ein eigenes Blockheizkraftwerk ins Hausinnere. Da sei von 11 Millionen Euro Baukosten die Rede gewesen.

Für die ALK sei der Standort an der B 8 außerhalb des Stadtzentrums, zu dem die wenigsten Kinder zu Fuß gehen können, generell ein Ausschlusskriterium gewesen. Der Berufsverkehr kollabierte bereits angesichts der Baustelle, nun werde hier eine Ampelanlage zu langen Staus führen. Hinzukomme die steile Hanglage, die höhere Baukosten erfordere. Das Blockheizkraftwerk sei zumindest für den Kindergarten zu groß dimensioniert und es sei unklar, ob die Nutzer des Wohngebietes bereit seien, sich daran anzuschließen. Zunehmend erscheine der 2013 von der ALK entwickelte Vorschlag für ein Kinderzentrum am Forellenweg in der Rückschau als die bessere Lösung.

Umplanungen lassen einiges mehr befürchten

Die jüngsten Mitteilungen lassen noch einiges mehr für die Kostenentwicklung und den Zeithorizont befürchten. So solle aufgrund von Anwohnerklagen die Lüftung vom Dach in das Gebäude verlegt werden. Dafür müsse die Unterkellerung auf das ganze Gebäude ausgedehnt werden. Zudem werde mittlerweile Gas als Energieträger in Frage gestellt und die Energieversorgung des Kindergartens solle neu geplant werden.

Die ALK fordert den Bürgermeister auf, das Projekt straffer zu managen und keine weiteren hausgemachten Kostensteigerungen und Verzögerungen zuzulassen. Die Kita Hardtberg darf nicht zum BER von Königstein werden.

Verfolge man die Chronik der Kita-Planung, so zeige sich, dass hier über Jahre hinweg Möglichkeiten verschleppt und verpasst worden seien. „Externe Faktoren“ seinen letztlich nur „hinzugekommen“. Den Eltern sei in den letzten 12 Jahren viel versprochen, aber nichts davon sei umgesetzt worden, so Runa Hammerschmitt.

Dass ein städtisches Bauvorhaben, wenn die richtigen Fachleute daran arbeiten, auch anders umgesetzt werden kann, zeigt der Neubau des Betriebshofes der Stadtwerke. Dieses Vorhaben wurde nicht nur innerhalb der geplanten Zeitspanne realisiert, sondern blieb auch innerhalb des projektierten Kostenrahmens.

(14.09.2022)

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